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CALL Magazine > Top-Storys > Íngrid Betancourt: Mission Hoffnung
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Íngrid Betancourt: Mission Hoffnung

Sechseinhalb Jahre war sie Geisel der FARC im kolumbianischen Urwald. Nach ihrer spektakulären Befreiung 2008 wurde sie vom Papst bis zu Präsident Obama empfangen. Jahre später, nachdem der kolumbianische Präsident gerade den Friedensnobelpreis für seinen Friedensschluss mit der FARC bekommen hat, trafen wir Íngrid Betancourt in Paris zum Interview. Und erlebten eine neue, starke, attraktive Frau, die ihren Frieden gefunden hat.

Georg Kindel
Georg Kindel  - Chefredakteur vor 3 Jahren
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12 Minuten Lesezeit
Íngrid Betancourt, wie man sie noch nie gesehen hat: im kurzen Kleid, mit Stiefeln, cooler Brille, einfach sexy.
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Glauben Sie, dass wir alle miteinander verbunden sind? Ich denke ja. Ich erlebe das ständig. Ich greife zum Telefon, wähle die Nummer meiner Mutter und sie sagt: „Ich wollte dich gerade anrufen.“ Wir sind alle miteinander verbunden. Unsere Energie. Ich glaube, dass es eine Voreingenommenheit unseres Verstandes gibt, die uns nicht erlaubt Dinge einfach zu akzeptieren, die wir fühlen, aber nicht erklären können. Wenn wir etwas nicht rational erklären können, tendieren wir dazu, es einfach zu ignorieren oder anzuzweifeln. Spiritualität ist so real wie diese Ausgabe des OOOM-Magazins vor mir.

Viele Menschen haben bereits mit dem Wort Spiritualität ein Problem, weil sie es mit Esoterik gleichsetzen, was etwas ganz anderes ist. Ja, die sagen lieber Yoga (lacht). Und sie meditieren stundenlang und sagen dann, es sei nur ein Problem der Energie.

Sie erzählten mir mal, dass Sie im Dschungel, als Sie gefangen waren, manchmal die Stimme Ihrer Mutter im Radio hörten. Und dies gab Ihnen Kraft und Hoffnung. Wie war dieses Gefühl? Es ist eine ganz einfache, primitive Form der Realität. Die Stimme der eigenen Mutter hat einen Einfluss auf uns wie keine andere Stimme der Welt. Ich hatte diese Erfahrung, als ich im Dschungel sehr krank war und keine Medikamente bekam. Die Guerillas hatten beschlossen, mich sterben zu lassen. Und da es mir so schlecht ging, nahm ich immer am Morgen das Radio und hörte die Stimme meiner Mutter. Sie sendete mir jeden Morgen Botschaften. Sie hörte niemals damit auf. Das gab mir Kraft. Letztendlich war ein Krankenpfleger des Militärs im Lager, der mein Leben rettete. Sein Name war William, und ich erinnere mich noch, als er eines Morgens zu mir kam und mit mir sprach. Er wollte mir Kraft geben, um zu überleben und sagte: „Hast du deine Mutter heute Früh gehört?“ Und ich sagte „Ja“. Er sagte: „Und was hat sie gesagt?“ Für mich war es in dem Zustand unmöglich, mich daran zu erinnern. Mein Gehirn konnte nicht verarbeiten, was sie sagte. Und William wiederholte die Worte meiner Mutter, damit er sichergehen konnte, dass ich verstand, was sie sagte. Nach meiner Rettung dachte ich immer daran, dass mich die Stimme meiner Mutter, die Liebe, die sie mir vermittelte, obwohl ich die Bedeutung ihrer Worte nicht verstand, heilte. Ich weiß heute, wenn ich mit meinen eigenen Kindern rede, so hat meine Stimme diese heilende Kraft.

Als Sie nach Ihrer Befreiung das erste Mal mit Ihrer Mutter sprachen: War sie 100%ig sicher, dass Sie noch immer am Leben waren? Ich habe vor Kurzem mit einer Journalistin aus Norwegen gesprochen. Sie stand neben meiner Mutter, als sie den Anruf eines kolumbianischen Journalisten bekam, als ich noch im Dschungel war. Sie hörte meine Mutter nur sagen: „Nein, das ist nicht wahr! Ich weiß, dass sie noch immer lebt. Ich weiß es.“ Die Journalistin fragte sie: „Was haben sie dir gesagt?“ Und meine Mutter antwortete: „Sie sagten mir, dass sie den Körper meiner Tochter in einem Massengrab fanden.“ Das war grausam. Doch meine Mutter antwortete nur: „Das ist nicht wahr!“

Hat Ihnen Ihre Mutter erzählt, wie sie reagierte, als sie hörte: Sie wurden befreit, Sie leben, es geht Ihnen gut? Sie konnte es anfangs nicht glauben. Ich habe so oft versucht aus dem Dschungel zu fliehen und hatte einen detaillierten Plan, wie das passieren sollte. Und in dieser Vorstellung kam immer eine Kirche vor, ich weiß nicht warum, aber da waren eine Kirche und ein Priester und ich fragte ihn nach einem Mobiltelefon. Und die einzige Nummer, an die ich mich erinnern konnte, war die meiner Mutter. Denn das Trauma der Gefangenschaft im Dschungel hatte Auswirkungen auf mich, meine Psyche hat einen Teil von Erinnerungen und Informationen einfach gelöscht. Ich konnte mich an keine Telefonnummer erinnern, nur an die meiner Mutter. Ich dachte mir, ich könne sie anrufen, sie würde „Hallo“ sagen, ich „Mami?“, sie würde sagen „Astrid?“ – so heißt meine Schwester, die eine ähnliche Stimme hat – und ich würde antworten: „Nein, ich bin es, Íngrid.“ Und sie würde schreien. Das war, wie ich mir die Szene in Gefangenschaft vorstellte. Tatsache ist, als ich befreit wurde, war der heutige Präsident Kolumbiens, Juan Manuel Santos, Verteidigungsminister und er war einer der Ersten, der mich in Freiheit begrüßte. Das Erste, was er machte, war: Er gab mir ein Telefon und sagte zu mir: „Ich habe eine Überraschung für dich.“ Ich nahm das Telefon und hörte: „Hallo?“, ich sagte: „Mami?“ Sie antworte: „Astrid?“ Ich sagte: „Nein, ich bin es, Íngrid.“ Und sie schrie. Es ist unglaublich.

2008 haben Sie Natascha Kampusch in Wien getroffen. Was war Ihre Absicht? Wollten Sie Ihre Erfahrungen als Geisel austauschen? Eine der wichtigen Erkenntnisse, die ich nach der Befreiung hatte, war, dass die physische Befreiung sofort passiert, aber die psychologische Befreiung eine lange Zeit dauern wird. Ich wollte sie treffen, wusste aber nicht, ob ich ihr helfen könnte oder sie mir. Aber ich wusste, das das Gespräch zwischen uns in irgendeiner Form ein heilender Moment sein dürfte.

Und war es ein heilender Moment? Es war einer, denn es war, als würden wir uns in einem Spiegel sehen. Ich konnte in ihr sehen, was mit mir geschah und umgekehrt. Zum Beispiel, warum es so schwer ist, darüber zu sprechen, was konkret mit uns passiert ist. Das ist der Grund, warum wir beide Bücher geschrieben haben, denn wir konnten das alles nicht selber erzählen.

© 2023 PANAREA Studios GmbH, Wien. Alle Rechte vorbehalten.
Das Datum der Erstveröffentlichung dieser Story kann vom Online-Veröffentlichungsdatum auf www.call-magazine.com abweichen.
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