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CALL Magazine > Top-Storys > Íngrid Betancourt: Mission Hoffnung
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Íngrid Betancourt: Mission Hoffnung

Sechseinhalb Jahre war sie Geisel der FARC im kolumbianischen Urwald. Nach ihrer spektakulären Befreiung 2008 wurde sie vom Papst bis zu Präsident Obama empfangen. Jahre später, nachdem der kolumbianische Präsident gerade den Friedensnobelpreis für seinen Friedensschluss mit der FARC bekommen hat, trafen wir Íngrid Betancourt in Paris zum Interview. Und erlebten eine neue, starke, attraktive Frau, die ihren Frieden gefunden hat.

Georg Kindel
Georg Kindel  - Chefredakteur vor 3 Jahren
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12 Minuten Lesezeit
Íngrid Betancourt, wie man sie noch nie gesehen hat: im kurzen Kleid, mit Stiefeln, cooler Brille, einfach sexy.
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Die Frau, die da am Geländer der Pont Alexandre III steht und über die Seine blickt, an einem der letzten schönen Herbsttage, im kurzen, schicken Kleid mit schwarzen Stiefeln und Audrey-Hepburn-Sonnenbrille, ist ein gänzlich anderer Mensch als jener, der mir 2008 kurz nach der Befreiung aus sechseinhalbjähriger Gefangenschaft begegnete. Sie strahlt, sie ruht in sich, sie sieht toll aus. Ich lud sie damals, vor sieben Jahren, nach Wien ein, wo sie der damalige Bundeskanzler Alfred Gusenbauer mit dem Woman Of The Year Award auszeichnete. Fragil, zerbrechlich wirkte sie, die neue Freiheit schien ihr fremd. Wir sahen uns danach immer wieder, zuletzt vor rund zwei Jahren. Doch jetzt, auf der neobarocken Pariser Brücke, wirkt sie eher wie ein Star des französischen Problemfilms. Íngrid Betancourt ist angekommen. In einem neuen Leben, das aber die Vergangenheit trotzdem nicht vergessen lässt. Fast eine Stunde inszeniert sie unser Fotograf Patrick Domingo für verschiedene Sujets, dann setzen wir uns ins Restaurant Minipalais gleich gegenüber.

Vor einigen Jahren wurden bei einem verheerenden Terrorattentat in Paris 130 Menschen getötet. Wie sind Ihre Gefühle in einer Stadt zu leben, die das Gesicht des Terrors in seiner schrecklichsten Form sehen musste? Ich bin sehr stolz auf die Pariser. Denn inmitten des blanken Horrors war da ein Bewusstsein, wie privilegiert wird sind in einer freien Welt zu leben und unser Recht zu leben, wie wir es wollen, zu verteidigen. Diese Freiheit zu erleben war für mich der Höhepunkt dieser tragischen Erfahrung, die auch zu einer der menschlichen Solidarität wurde, was wichtig war.

Viele der Geiseln und Opfer im Bataclan-Theater, das erst jetzt wiedereröffnet wurde, waren über Stunden gefangen. Können Sie mitfühlen, wie es ihnen in dieser Situation ergangen ist? Ja, das kann ich. Wenn Sie direkt mit dem Irrsinn und der Grausamkeit konfrontiert sind, ist das Einzige, was Sie behalten können, ihre Würde. Würde in einer Situation, in der Sie nicht würdevoll sein können. Sie liegen auf dem Boden, täuschen vor tot zu sein, weil Sie nicht wollen, dass Sie ein verrückter Attentäter erschießt. In diesem Moment ist da Würde, weil Sie daran denken, wie Menschen Sie finden werden, wenn Sie jetzt sterben. All das geht Ihnen in einer solchen Situation durch den Kopf. Ich fühle große Bewunderung für diese jungen Menschen, die diese schrecklichen Momente erlebt haben, ohne um Gnade zu flehen. Sie haben nicht versucht den Terroristen entgegenzutreten, sie haben große Würde und Respekt verkörpert.

Es war nicht das erste Attentat in Paris. Ist Paris ein ideales Ziel für Terroristen? Ich glaube nicht, dass es ein einfacheres Ziel ist als jede andere Stadt. Paris ist eine Stadt der Lichter – und das sind dunkle Mächte. Sie werden regelrecht angezogen Paris zu attackieren, denn diese Stadt verkörpert alles, was sie hassen: Freiheit, Intelligenz, Respekt füreinander, das friedliche Zusammenleben miteinander. Ich weiß nicht, wie viele Cafés und Terrassen es hier in Paris gibt, wo du jederzeit alleine kommen kannst, lesen kannst, bleiben und einen Kaffee trinken kannst. Ich bin viel gereist, und es gibt nicht viele Plätze auf der Welt, wo du alleine sein kannst ohne das Gefühl, isoliert zu sein oder eine Gefahr zu spüren. In Paris kannst du alleine sein ohne das Gefühl, allein zu sein.

Sie sind Ehrenbürgerin der Stadt, Ihre Mutter lebt in Paris, Ihre Schwester. Beeinflusst der Terror noch immer Ihr Leben, wenn Sie in Paris sind? Er beeinflusst insofern mein Leben, dass ich ein Opfer des Terrorismus bin. Ich kenne die dünne Linie in der Seele eines Menschen, die überschritten werden kann, um ein Terrorist zu werden. Es gibt da immer einen Graubereich. Es ist nicht so, dass Sie eines Tages aufwachen und beschließen, Terrorist zu sein. Es führt Sie auf verschiedenen Wegen dorthin, das ist ein Prozess. Aber ich denke, diesem Prozess kann man sich entgegenstellen. Wir werden unser Recht zu leben, wie wir es wollen, nicht aufgeben, den Respekt füreinander und die Gleichheit der Geschlechter. Denn hier geht es auch um das Verhältnis Männer zu Frauen und wie wir unseren Platz auf der Erde aufteilen.

Der Club Bataclan, wo rund 90 Menschen starben, hat mit einem Sting-Konzert wiedergeöffnet. War das ein wichtiges Signal, nachdem das Haus ein Jahr nach dem Attentat renoviert wurde? Ja, ich denke, das war wichtig. Das hat dieselbe Bedeutung wie Charlie Hebdo, die uns nach wie vor mit ihren provokanten Bildern belästigen. Es ist ihr Auftrag, dafür zu sorgen, dass wir uns unwohl mit den Dingen fühlen, die sie porträtieren. Die Wiedereröffnung des Bataclan ist ein Schrei für Unabhängigkeit und Freiheit.

Seit Ihrer Befreiung 2008 aus der Gefangenschaft der FARC, die Sie sechseinhalb Jahre als Geisel im Dschungel Kolumbiens festgehalten hat, hat sich Ihr Leben völlig verändert. Wie war das Gefühl, als Sie Ihre Mutter, Ihre Schwester und Ihre Kinder das erste Mal nach so langer Zeit wiedersahen? Es war ein Segen. Wenn ich heute zurückdenke und meine, die Wunden seien verheilt, tritt es manchmal bitterlich aus meinem Gedächtnis, wie tiefgreifend unser Leid war. Wenn ich meine Kinder und meine Mutter treffe, nehmen wir uns manchmal spontan an den Händen, atmen tief durch und sagen: „Oh Gott, wir sind vereint!“ Dieses Trauma wird immer Teil meines Lebens sein, zu glauben, man wird einander nie mehr wiedersehen.

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