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Arts & Design

Herrmann Nitsch: Das letzte Gespräch

Im Spätsommer des Jahres 2021 besuchten wir gemeinsam mit dem Maler Leon Löwentraut Hermann Nitsch auf Schloss Prinzendorf. Es sollte das letzte Gespräch mit dem Ausnahmekünstler werden. Nitsch, der 83-jährig am Ostermontag 2022 verstarb, über Kunst, Corona, das Alter – und warum er nicht milde sein will.

Christina Zappella-Kindel
Christina Zappella-Kindel  - Herausgeberin vor 1 Monat
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3 Minuten Lesezeit
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Ein lauer Spätsommertag im Weinviertel. Zwischen sanften Hügeln, Weingärten und Kellergassen liegt Schloss Prinzendorf. Hermann Nitsch sitzt auf seinem Lieblingsplatz im Schatten unter den Torbögen an einem hellen Heurigentisch. Irgendwie ist ihm der Besuch aus dem deutschen Nachbarland nicht ganz geheuer. Leon Löwentraut ist aus Düsseldorf gekommen, mit seinen Eltern und seiner Entourage: Videofilmer, Berater, Nitschs alte Freundin Wolke. Viel Tamtam für einen Künstler. Mit ausgesuchter Höflichkeit erklärt der junge Kollege dem Kunststar, der den Wiener Aktionismus prägte, wie sehr er sein Werk schätzt: „Es ist eine riesengroße Ehre, hier sein zu dürfen“, sagt Löwentraut, und die Ehrfurcht schlägt sich auf seine Stimme, „um das von so einem großen Meister einmal hautnah erleben und ein Gespräch führen zu dürfen.“  Pause. „Das ist keine Selbstverständlichkeit.“ Nitsch schweigt. „Hier ist die Welt noch in Ordnung“, schließt Löwentraut seinen  Monolog. Hermann Nitsch, dem man kurz zuvor am Smartphone das Œuvre des jungen Kollegen präsentiert hat, schaut ungläubig. Er greift zum Glas und trinkt wortlos einen Schluck Weißwein. „Darf ich anstoßen mit Ihnen?“, fragt Löwentraut vorsichtig. „Zum Wohl!“ 

„Wenn die Gäste bereit sind, können wir mit der Tour durch die Ausstellung beginnen“, sagt Nitschs Assistentin. Die Löwentrauts wollen. „Jag‘ sie überall durch“, kommentiert Nitsch, „dass sie müde werden.“ Der Maler-Meister bleibt sitzen und greift zum Achterl. Ein Hahn kräht im Hof.

Orgien-Mysterien-Theater.
Früher fand hier im Schloss sein archaisches Orgien-Mysterien-Theater mit Katharsis, Opfern und Ritualen statt, dessen Radikalität viele junge Künstler inspirierte. 83 Jahre alt ist Nitsch, aber sein Kampfgeist ist ungebrochen. Er richtet seine Krücken zurecht, die am Sessel neben ihm lehnen. Im Hintergrund kreischen Vögel in einer Tonart, die in den Ohren schmerzt. 

„Geht‘s Ihnen gut, Herr Nitsch, bei so vielen Leuten?“ Er sieht uns an: „Das halt i ah no aus.“ 

„Vor 35 Jahren hab ich mich zum Orgien-Mysterien-Theater als Teilnehmerin angemeldet“, erzähle ich, „dann haben Sie mich angerufen, und ich war in Italien. So hab ich‘s leider versäumt.“ Nitsch sieht mich an: „Dann kommen Sie nächstes Jahr“, lächelt er. „Jetzt bin ich schon zu alt, als dass ich nackt durch die Gegend renn“, antworte ich lachend. 2022 soll es das Orgien-Mysterien-Theater wieder geben, erzählt Nitsch.

Leon Löwentraut ist jetzt 23, als Sie 24 Jahre alt waren, sind die Wiener Aktionisten entstanden. Was wollten Sie in seinem Alter erreichen?
Meine Kunst verwirklichen. Und damals sind noch nicht diese unnötigen Werbe­bestrebungen gewesen, wir haben uns selber durchsetzen müssen. Wir sind nicht getragen worden. Nichts hat‘s gegeben, nur Schulden.

Wenn Sie Art International durchblättern, sehen S‘ immer den gleichen Schas.

Arnulf Rainer, Günter Brus und Sie haben viel voneinander gelernt?
Ja. 

Ist die Kunstszene heute eine andere geworden?
Es gibt diese berühmte Kunstzeitschrift, „Art International“. Wenn S‘ des durchblättern, sehen S‘ immer den gleichen Schas. Einer macht die anderen nach. 

Gibt es zeitgenössische Künstler, die Sie faszinieren?
Ja, der alte Richter (Anm.: Gerhard).

Wolke, Nitschs alte Freundin, wirft ein: „Ich finde, dass der Leon eben nicht jemanden nachmacht.“

Das kann schon sein, aber interessiert mich nicht. Ich muss mich auf meine eigene Arbeit konzentrieren. Ich hab nicht mehr viel Zeit. Ich bin weder ein Kurator noch ein Kritiker noch ein Sammler. Und wenn, schau ich mir lieber einen alten Tizian an. 

Ihre neueren Bilder sind pastellfarbig. Werden Sie im Alter milder?
Ich war nie mild und werde auch nicht milde werden.

Dieses Operettendenken, dass alte Menschen milde werden: Im Gegenteil, wenn man sich nicht mehr so bewegen kann. 

Pause.

Künstler sind oft geldgieriger als Bankbeamte. 

Ein Wahnsinn! Corona beim Vögeln, Corona beim Scheißen, bei allem.

Hat Sie das Coronavirus in irgendeiner Weise beeindruckt?
Ich hab Angst davor. Jetzt bin ich geimpft. Aber was die Presse und der Staat damit treiben, ist ein Wahnsinn. Wenn du die Zeitung aufschlagst: Corona beim Vögeln, Corona beim Scheißen, bei allem. Alles hängt mit allem zusammen.

Fällt Ihnen das Arbeiten heute schwerer durch das Alter?
Es macht mir noch immer Spaß. Ich habe einen wunderbaren Assistenten, der ist geprüfter Restaurator, der bereitet mir alles vor und reicht mir alle Farben.

Im letzten OOOM hatten wir ein Interview mit einer Künstlerin, die 1975 bei ­Ihrem Orgien-Mysterien-Theater mitmachte: Marina Abramovic.
Ich habe keinen Kontakt mehr zu ihr, das brauch ich auch nicht. Mit Modekünstlern geb ich mich nicht ab.

© 2023 PANAREA Studios GmbH, Wien. Alle Rechte vorbehalten.
Das Datum der Erstveröffentlichung dieser Story kann vom Online-Veröffentlichungsdatum auf www.call-magazine.com abweichen.

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Christina Zappella-Kindel
Von Christina Zappella-Kindel Herausgeberin
Christina Zappella-Kindel ist Gründerin, Herausgeberin und Verlegerin von OOOM und CALL.
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